El Chaltén ist wahrlich ein Außenposten am Rande der Welt. Die Stadt wird ständig von tausend Menschen bewohnt und verwandelt sich in der Sommersaison in einen internationalen Treffpunkt für Kletterer, Wanderer und Touristen, die von den ikonischen Bergketten Fitz Roy und Cerro Torre angezogen werden.
Ich bin als Bergsteiger hierhergekommen, aber das Leben ist manchmal unvorhersehbar. Am zweiten Tag konnte ich aufgrund einer Rückenmarksentzündung nicht mehr spielen, was mich zu einer Zwangspause und Schmerzen zwang, die mir einen Monat lang keine Ruhe ließen.
In dieser abgelegenen Ecke Patagoniens scheinen Raum und Zeit einer neuen Metrik zu unterliegen. Die Entfernungen scheinen sich auszudehnen: endlose Annäherungen, gewaltige Gletscher, Berge, die, anstatt mit der Annäherung kleiner zu werden, noch imposanter und unzugänglicher erscheinen.
Doch es ist das Konzept der Zeit, das hier wirklich absurd wird. Als hyperaktiver Mensch verstand ich vor meiner Abreise nicht, wie Kletterer ganze Monate hier verbringen konnten, um nur ein- oder zweimal zu klettern. Meine einzige Reise nach Nipponino hat mir gezeigt, warum: Jeder Ausflug in die Berge ist anstrengend. Man läuft mit schwerem Gepäck, die Zustiege sind lang, die Biwaks schwierig. Das Wetter muss optimal sein, sonst steigt der Leidensdruck exponentiell an. Zeitfenster mit schönem Wetter sind sehr selten, man muss sie also optimal nutzen und die Ruhepausen dazwischen perfekt einteilen.
El Chaltén hat sich als ein Ort des Wartens und Ausruhens erwiesen, das Leben verläuft langsam, während man passiv auf den Sonnenaufgang wartet: ein weiteres Maß im Vergleich zum Alltag. Nichtstun kann in guter Gesellschaft zwar angenehm sein, auf Dauer macht es einen aber verrückt.
Vielleicht kann ich jetzt keine ganz klare Meinung abgeben, weil ich aufgrund dieses ständigen Leidens, das mich selbst bei einfachen Alltagsaktivitäten ermüdet und mich nicht einmal schlafen lässt, nie zur Ruhe gekommen bin. Ich sehe jedoch, dass selbst Freunde, die von Expeditionen zurückkehren, die Zeit langsam verbringen, was mir den Eindruck vermittelt, dass die Batterien bei der Rückkehr aus den Bergen wirklich völlig leer sind.
Der schwerste Moment war der Abschied von meinen Begleitern, die während der Schönwetterzeiten mit ihren Rucksäcken voller Ausrüstung und Träumen aufgebrochen waren.

Alessandra Prato
„Erkundung ist das, was alles miteinander verbindet. Für mich bedeutet Erkundung, mit Verstand, Augen, Händen und Herz ins Unbekannte vorzudringen.“
Meine Schuhe
Als sich mir Ende Februar eine letzte Chance bot und der Arzt mir wegen meines Gebärmutterhalsbruchs absolute Ruhe verordnete, beschloss ich, alles zu riskieren. Vollgestopft mit Kortison und meinem 14 kg schweren Rucksack machte ich mich mit Max und Cami auf den Weg zum Norwagos-Biwak.
Endlich habe ich den patagonischen Felsen berührt! Wir kletterten die Mocho-Wand hinauf, eine Wand aus reinem Granit mit schneegefüllten Rissen. Doch mein Glück währte nicht lange: Ich bekam sofort eine Darminfektion und musste mit Max eine höllische Nacht im Biwak verbringen.
Am nächsten Tag luden mein Leistenbruch und ich unsere Rucksäcke auf die Schultern und schleppten uns 12 Stunden lang nach El Chaltén.
Trotz allem bin ich froh, dass ich mit der Unterstützung außergewöhnlicher Freunde bis zum Ende gekämpft habe. Jetzt muss ich fast lachen: Das Schicksal hat mich verspottet, aber ich warte geduldig darauf, dass sich das Karma zu meinen Gunsten wendet. Zusätzlich zu den Rückenschmerzen komme ich mit Freunden mit einem großen F und einem großen Wunsch nach Erlösung nach Hause. Auf Wiedersehen Patagonien, das nächste Mal komme ich mit geladenen Batterien an.